Nach unserem gescheiterten Abstillversuch im Oktober letzten Jahres hatte ich mich mehr oder weniger damit abgefunden, dass wir noch ganz schön lange stillen werden. Denn meine Maus hatte einen sehr engen Bezug zur Brust. Sie war für sie ein Trost, gab ihr Nähe und Liebe. Umso erstaunter war ich, wie einfach es nun ein dreiviertel Jahr später gelaufen ist. In diesem Beitrag möchte ich meine Abstillgeschichte mit euch teilen und Tipps für ein liebevolles Abstillen mitgeben.
Meine Kleine ist ein Stillkind wie es im Buche steht. Der Bezug zu meiner Brust war sehr groß und das Stillen war sehr wichtig für sie. Komischerweise habe ich lange mit dem Thema stillen gekämpft. Erst darum, dass es überhaupt klappt da wir anfängliche Probleme hatten. Anschließend, als wir um den ersten Geburtstag herum waren, war es das Abstillen, das uns Probleme bereitet hat.
Wir haben lange geplant und herum probiert und waren immer wieder frustriert, dass das Abstillen einfach nicht so funktionieren wollte, wie wir es uns vorgestellt haben. Umso mehr hat es uns überrascht, als die Abstillgeschichte vor zwei Tagen, nur 4 Monate vor ihrem 2. Geburtstag, ganz plötzlich geendet hat.
Throwback: gescheiterter Abstillversuch mit 11 Monaten
Während Leas erstem Lebensjahr hatte ich vermehrt ein Problem mit der Milch: ich hatte viel zu viel davon, mein Körper produzierte immer drauf los. Die Folge war immer eine Mastitis und Milchstaus, weshalb es mir oft gesundheitlich nicht gut ging. Im Oktober letzten Jahres als Lea 11 Monate alt war, nahm das ganze einen Höhepunkt. Ich bekam Fieber, Schüttelfrost und einen Kreislaufkollaps nach dem anderen, musste dann auch 14 Tage Antibiotika nehmen, weil meine Entzündungswerte sehr hoch waren. Danach sagte ich mir, dass ich so etwas nicht mehr erleben möchte und beschloss abzustillen.
Liebevolles Abstillen war hier aber gar nicht der Fall , denn Lea ließ sich nicht reduzieren. Also holte ich mir auf Anraten meiner Hebamme eine Milchpumpe und wir machten einen Cut. Leider ging das völlig in die Hose: nachdem Lea stundenlang wie am Spieß gebrüllt hatte, gab ich um 1 Uhr Nachts völlig erschöpft auf. Mir war klar: Abstillen ja, aber nicht auf Kosten meines Kindes.
Stillen nicht mehr als Mittel gegen Langeweile
Mit der Zeit fiel mir aber auf, dass das Stillen eine Art Mitte gegen Langeweile war: sobald Lea keine Beschäftigung oder Ablenkung hatte, wollte sie immer direkt an die Brust. Irgendwann ging mir das tierisch auf die Nerven. Meine über 1 Jährige hing den lieben langen Tag an der Brust- und das wollte ich einfach nicht mehr. Also began ich ganz bewusst, ihr tagsüber statt der Brust etwas zu Essen, zu Trinken oder einen Spaziergang anzubieten. Es hat tatsächlich nicht lange gedauert, bis sie das angenommen hat und nach etwa zwei Wochen fragte sie im Laufe des Tages gar nicht mehr danach.
Wir hatten im Feruar also nur noch folgende Stillmahlzeiten: Vor dem Mittagschlaf, vor dem Einschlafen, in der Nacht und morgens nach dem Wach werden.
Schlechter Esser
Da gab es noch ein weiteres Problem: Lea war schon immer ein sehr schlechter Esser und ihre Mahlzeiten fielen sehr gring aus. Je hungriger sie war, umso früher wollte sie aber ins Bett um zu stillen. Frühstück hat sie gar keins gegessen, was ich mir nur am Stillen um 7 Uhr Morgens erklären konnte. Wenn ich Glück hatte aß sie nach ihrem Mittagschlaf ein wenig mit uns mit. Die einzige wirkliche Mahlzeit war das Abendessen.
Also began ich vor etwa zwei Monaten mir morgens den Wecker früher zu stellen und mich dann aus dem Bett zu schleichen. So konnte ich sie morgens gar nicht stillen, weil ich ja gar nicht mehr mit ihr im Bett lag. Das hat auch echt gut geklappt und sie fing tatsächlich an, richtig zu frühstücken. Somit trank sie nur noch vor und zu dem Schlafen aus der Brust.
Liebevolle Einschlafbegleitung
Mit der Zeit war das Stillen aber kein Garant mehr dafür, dass Lea einschlief. Oft trank sie von der Brust, ließ los und fing an Quatsch zu machen. Das hat mich irre genervt, da ich manchmal bis zu zwei Stunden jeden Abend im Bett vebrachte und sie mehrfach anlegen musste, bis sie endlich einschlief. Sie schlief also nicht jedes Mal an der Brust ein, aber nicht ohne Brust konnte sie nicht einschlafen.
Ich unterhielt mich lange mit einer Freundin, die letztens ihr High Need Baby abgestillt hatte. Sie war zuvor bei einer Schlaftrainerin gewesen und gab mir den Tipp mit, dass die Kinder erst lernen mussten einen Weg zu finden, damit sie ohne Brust einschlafen konnten. Erst dann wären sie bereit nicht mehr zu stillen. Nur wie dieser Weg aussehen sollte, das wusste ich noch nicht so genau.
Es war wenige Tage später, als sie wieder abends durchs Bett tobte und nicht in den Schlaf gefunden hat. Ich hatte allerdings eine Teambesprechung und musste mich abends noch ans Telefon setzten, weshalb mein Mann zu ihr ins Bett kam und mit ihr kuschelte. Ich war mitten im Gespräch als er auf ein Mal ohne sie ins Wohnzimmer kam: sie war einfach beim Kuscheln eineschlafen.
Liebevolles Abstillen: unser Cut
Eigentlich wollten wir die Situation so aufgreifen, leider beharrte Lea in den folgenden drei Abenden auf ihre Brust. Am Dritten Abend sprach ich während des Einschlafstillens mit ihr und erklärte ihr, dass sie eigentlich schon ganz groß ist und „Öhö“ (so nannte sie das Stillen immer) eigentlich auch fast alle war. In dem Moment ließ sie meine Brust los und drehte sich von mir weg. Erst wollte sie oben, aber wir haben ihr angesehen, dass sie ziemlich müde war. Da sie ihren Lieblingsteddy in die Wäsche geschickt hatte (sie mag es nicht, wenn etwas dreckig ist oder unangenehm riecht) suchten wir zwei andere Kuscheltiere mit ihr aus, mit denen sie kuscheln dürfte. Wir lagen dann so zu dritt im Bett, sie in der Mitte und auf jeder Seite jeweils Mama und Papa, ich hielt ihre Hand, Papa streichelte ihren Rücken und da war sie einfach innerhalb 30 Minuten eingeschlafen. Ohne Brust und ohne Geschrei. Das war gena der Weg, den ich mir immer für uns erträumt hatte.
In dieser Nacht wachte sie ein mal auf und wollte an die Brust. Sie war allerdings sehr grob und hatte daran herum gebissen, also drehte ich sie von mir weg und sagte wieder „Öhö ist alle“. Einen ganz kurzen Augenblick fing sie an zu weinen, dann legte sie sich auf den Bauch und schlief ein.
Kurzer Prozess
Am nächsten Tag klappte das Mittags ins Bett bringen reibungslos. Ich erklärte ihr nocheinmal, dass keine Milch mehr da war und sie sagte sich immer wieder „Öhö alle“. Sie schlief auch da ziemlich schnell ein und es war gar kein Problem.
Später am Nachmittag waren wir auf einem Geburtstag und wir beschlossen, kurzen Prozess zu machen: mein Mann schenkte mir ein Glas Sekt ein. Ich wusste, wenn ich das trinke, dann gibt es kein Zurück mehr.
Am zweiten Abend dauerte das Einschlafen etwas länger. Das lag jedoch weniger daran, dass sie tatsächlich die Brust wollte, sondern vielmehr daran, dass sie ziemlich aufgedreht war – solche Abende hatten wir auch mit Brust nur zu Genüge. Nach etwa einer Stunde schließ sie ein. Wach wurde sie ein Mal um 1 Uhr und ich fiel aus allen Wolken als sie mich nach Wasser fragte, ein paar Schlucke trank und sich wieder schlafen legte. Ich fragte mich wirklich ob es das schon gewesen sein kann? Um 4 Uhr war sie erneut wach und fragte tatsächlich nach der Brust. Als ich ihr erklärte , dass sie doch alle war, fing sie kurz an zu weinen und schlief dann ganz problemlos ein.
Jetzt habe ich etwa 48 Stunden nicht mehr gestillt und bin wirklich mega froh und stolz auf Lea, dass sie das ganze so gut meistert!
Und was ist mit der Milch
Selbst für liebevolles Abstillen ging es bei uns zum Schluss plötzlich ganz schnell und die Milch ist natürlich nicht alle, sondern noch da. Nach Absprache mit meiner Hebamme mache ich folgendes, um die Produktion zu mindern:
- Ich trinke mehrere Salbeitees am Tag, da diese die Milchproduktion mildern
- Unter dem Tag kühle ich die Brust
- Morgens und Abends stelle ich mich kurz unter die warme dusche, wärme die Brust richtig schön auf und drücke die Milch aus
trotz dass sie 48 Stunden nicht getrunken wurde, hatte ich bisher nicht das Gefühl, dass die Brüste zu voll oder zu prall seien und es staut sich nichts – was bei meiner Vorgeschichte wirklich sehr gut ist!
Fazit
Liebevolles Abstillen bedeutet, den richtigen Zeitpunkt zu finden, an dem Dein Kind bereit ist, die Brust abzugeben. Zudem braucht eine Gewohnheit, die wir abschaffen immer einen Ersatz: ihr müsst also erst eine Möglichkeit finden, das Kleinkind zum schlafen zu bringen ohne die Brust einsetzten zu müssen. Und schlussendlich muss das sprachliche Verständnis beim Kleinkind vorhanden sein, damit es diesen Prozess begreifen und akzeptieren kann – auch wenn bei uns eine Notlüge notwendig war.